Physik-Bildungsstandard
Im Bildungsstandard steht: Physikalisches Wissen besteht nicht nur aus Fakten-
wissen und aus der Kenntnis von Bezeichnungen, Begriffen und „Formeln“. Ganz
entscheidend ist das Verständnis von grundlegenden physikalischen Konzepten
und Modellen, deren Tragfähigkeit ständig hinterfragt werden muss, um die
Grenzen physikalischen Denkens erkennen zu können. Schlussfolgerungen zu
ziehen, bedarf der Fähigkeit, Informationen und Daten zu kennen, auf der
Grundlage physikalischer Gesetze zu beurteilen, auszuwählen und anzuwen-
den....
Anspruchsvolle Lernziele dieser Art können in einem Unterricht erreicht werden,
der methodenkompetent organisiert wird – d.h. neben einem schülerzentrierten,
fragend-erarbeitenden Unterricht, Lehrervortrag, Teamarbeitsphasen, Stillarbeit,
Schülerpräsentationen, offenen Aufgabenstellungen, Kreativitätsphasen, Rollen-
spielen .... und einem herkömmlichen Praktikum können zunehmend auch „neue
Medien“ in der Messwerterfassung und Messwertverarbeitung zum Einsatz kom-
men.
Naturwissenschaftliche Arbeitsweise
Im Bildungsstandard steht bei den Fachmethoden:
Die Schülerinnen und Schüler können
ß die naturwissenschaftliche Arbeitsweise (Hypothese, Vorhersage, Überprüfung im Expe-
riment, Bewertung ...) anwenden.
Fachmethodische Zielsetzung
Die Bearbeitung einer vorliegenden Aufgabenstellung - z.B. in einem Praktikum -
beginnt im Team mit einer Analyse des Problems und der Formulierung von
Hypothesen. Bei einer hinreichend offenen Problemstellung werden eventuell fal-
sche Hypothesen formuliert; diese Möglichkeit wird bewusst eingeplant! Diese
„Findungsphase“ sollte unter keinen Umständen durch eine enge Lehrersteue-
rung oder etwa durch die Vorgabe kleinschrittiger Arbeitsanweisungen verhindert
werden. Das Ziel dieses Praktikums ist der WEG zu guten Messwerten, nicht die
Messwerte selbst. Der WEG zur Verifikation oder zur Falsifikation der eigenen
Vorhersagen ist das ausdrückliche Bildungsziel. Es muss deutlich werden, dass
das Erkennen von Sackgassen oder falschen Hypothesen teilweise wertvoller sein
kann, als die schnelle Bestätigung von Tabellenwerten, die man in jedem Buch
findet – deshalb kann das Ziel des Praktikum nicht darin bestehen, die Glaub-
würdigkeit der Physik-Fachsystematik zu verbessern. Im Praktikum muss die
grundlegende Rolle des Experiments deutlich werden: (1.) Jedes Experiment ist
theoriegeleitet und (2.) das Experiment entscheidet über die Haltbarkeit einer
Hypothese. In diesem Sinne sind kleinschrittige Arbeitsblätter und eine „vor-
schnelle Lehrerkorrektur“ absolut kontraproduktiv.
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Pädagogische Dimension
Um Missverständnisse vorzubeugen, möchte ich deutlich betonen, dass die
Problemstellung hinreichend offen sein muss, um den obigen „Findungsprozess“
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Naturwissenschaft und Lernen
Die Schülerinnen und Schüler können Beobachtungen und Experimente zum Erkenntnisgewinn nut-
zen
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